Heute möchte ich einer jungen Frau die Plattform geben, um über ihre Erfahrungen mit ihrer Hochsensibilität zu sprechen. Eine junge Frau, die eine bewundernswerte Stärke und einen enormen Durchhaltewillen bewiesen hat. Und gezeigt hat, dass Erfolg sich in unterschiedlichen Weisen zeigen kann.
Liebe Rahel, schön bist du für dieses Interview zu haben. Magst du dich vorstellen?
Ich bin Rahel, 32 Jahre. Ich bin hochsensibel, habe eine Synästhesie (ich sehe Geräusche) und ADS, sowie emotionale Stabilitätsprobleme. Ich habe das erst mit etwa 25/26 entdeckt, als ich wegen Bourn-Outs in Behandlung ging. Erst mit 29 konnte ich die Therapien und Coachings richtig nutzen, weil ich vorher mit den Folgen der Burn-Outs zu kämpfen hatte.
Ich war in meinem Job in Druckvorstufen und Grafikbüros ständig extrem vielen Reizen ausgesetzt, ohne zu wissen, wie ich damit umgehen soll oder wo meine Grenzen sind. Das hat zusammen mit der Tatsache, dass ich bei einer Arbeitsstelle kompensationslos hunderte Überstunden machen musste, schliesslich zu einem Zusammenbruch geführt. Ich habe mittlerweile sehr viel dazugelernt und kann allmählich wieder am Leben teilnehmen.
Als was bist du tätig/was machst du (erfolgreich)?
Ich bin in einem Programm (GiB Diessenhofen), dass mir vollumfängliche/s Unterstützung, Problemlösung und Coaching in allen Lebensbereichen bietet (z.B. Gesundheit, Papierkrieg, Aneignung von Techniken für den Umgang mit schwierigen Situationen u.v.m.). Der Leitende systemische Arbeitsagoge & systemische Coach Heinz Fischer betreut die Teilnehmer auf ihrem Weg und findet individuelle Lösungen.
Ich arbeite das ganze Jahr draussen, wo ich unter anderem Strassen fege, Müll sammle und Pflanzen pflege. Ich arbeite in einem Team, das immer wieder neue Mitglieder begrüsst oder welche verabschiedet, die eine Arbeit gefunden haben.
Ich konnte dort meine Arbeitsfähigkeit von knappen 30% (wobei das wirklich oberste Grenze war) auf ca. 50 – 60% steigern. Und auch meine wahre Persönlichkeit wiederfinden, die solange unter allem vergraben war.
Welche Erfolge machen dich noch heute stolz auf dich selber?
Ich versuche auf alle Erfolge stolz zu sein. Am meisten bin ich aber stolz darauf, dass ich nie aufgegeben habe und dass ich weitgehendst gelernt habe, mich und meine Grenzen zu erkennen, zu verteidigen und sie auch wieder loszulassen, wenn sie nicht mehr nötig sind. Letzteres ist das schwierigste und muss ich noch am meisten Üben.
Wann hast du gemerkt, dass du anders bist?
Irgendwann in der Pubertät begann ich verdacht zu schöpfen, das ich die Welt irgendwie anders wahrnehme als andere, konnte es aber nicht zuordnen und dachte einfach ich wäre falsch. Wirklich gemerkt in welchen Punkten ich anders bin, habe ich erst etwa mit 25, als ich Leute kennenlernte, die auch Hochsensibel sind und sich dessen bewusst waren. Ich habe dadurch mehr über meine Wahrnehmung nachgedacht und meinem damaligen Psychiater erklärt, was ich so alles wahrnehme. In diesem Zug hat er festgestellt, dass ich zusätzlich eine Synästhesie haben könnte und man bei mir ADS abklären sollte. Was sich beides als richtig erwies. Endlich konnte ich verstehen, was andere alles nicht wahrnehmen und warum ich viel grössere Schwierigkeiten habe, unter vielen Menschen klarzukommen.
Was genau ist „anders“ – was ist deine Ausprägung der Hochsensibilität?
Am stärksten reagiere ich auf
1. Geräusche, die sind audio-visuell. Alles was ich höre, sehe ich zusätzlich vor meinem inneren Auge als Form mit Farbe und einer Bewegung auf schwarzen Hintergrund. Es ist ein zusätzliches Bild, parallel zum Bild, das die Augen erfassen. Ich höre super viele Sachen, also fast alles, was um mich herum ist. Am stärksten in den hohen Frequenzen, die können dann auch sehr leise sein, z.B. ein Flüstern im oberen Stock oder ein Klicken im Zimmer nebenan, Strom, usw. Ich mag auch gewisse Geräusche nicht, weil sie sehr nervös oder grell aussehen (z.B. laute Kinder- und Frauenstimmen, Saxophon und unerträglich: Sirenentest).
2. Gerüche, mein Geruchsinn ist extrem ausgeprägt, ich rieche Sachen meistens lange vor allen anderen, bzw. als einzige und ich kann Geruchsquellen, die andere nichtmal mit der Nase direkt davor reichen, quer durch die Wohnung aufspüren. Ich kann nach Wochen noch zuordnen, wem ein vergessenes Kleidungsstück gehört und ich rieche neuerdings körperliche Krankheiten. Das ist nur ein kleiner Teil davon, was meine Nase kann, wahrscheinlich ist es auch besser, wenn die Leute nicht wissen, was ich alles rieche ;)
Als ich wegen Corona den Geruchssinn kurzfristig verlor, war ich sehr irritiert, ich konnte nicht mehr riechen, wer hinter mir steht.
Des weiteren fühle ich die Emotionen der anderen, wenn sie mir zu Nahe kommen oder mich berühren. Ich fühle auch auf Distanz wenn bei engen Freunden schwierige Emotionen auftreten. Zusammen mit der Gabe, die kleinsten Zeichen in Mimik, Gestik, Tonfall und Wortwahl wahrzunehmen entgeht mir fast nichts, ausser ich bin schon überreizt und gestresst.
Die anderen Sinne sind auch stärker ausgeprägt, als bei den meisten, somit nehme ich insgesamt praktisch alles wahr, was um mich herum geschieht. Durch das ADS springen meine Gedanken dann noch im Kreis und der Fokus ist dahin, wenn ich mich nicht anstrenge. Ich kann gar nicht so viele Inputs auf einmal verarbeiten, deshalb kommt es so rüber, als würde ich sehr viel verpassen, oder nicht am Gespräch teilnehmen. Dabei rattern bei mir um die 30 Gedankengänge gleichzeitig. Dann verpasse ich es manchmal noch rechtzeitig oder überhaupt, etwas dazu zu sagen, weil ich schon für alle Inputs die möglichen Optionen errechne oder die nicht relevanten Wahrnehmungen auszublenden versuche bzw. mal in den Zwischenspeicher lege, wo sie dann meistens lange verloren gehen (bis ich sie brauche oder für immer). Ich bin dann mit denken und verarbeiten beschäftigt, aber es wirkt desinteressiert und unaufmerksam. Wenn ich z.B. sage «ich habe es nicht mitbekommen», dann habe ich es sehr wohl irgendwie wahrgenommen, konnte es aber wegen anderer stärkerer Reize nicht verarbeiten und kann dann diese Info auch nicht in nützlicher Frist hervorholen, wenn überhaupt. Häufig merke ich dann irgendwann später, dass in jener Situation noch einer etwas über dieses Thema gesagt hat und evtl. weiss ich noch ein paar Stichwörter und muss dann gezielt nachfragen, wie es genau war.
Als ich mich eingelesen habe ins Thema Hochsensibelität, ist mir aufgefallen, dass es nur sehr wenige Sachen gibt, die ich nicht von mir selbst kenne. Im Vergleich mit den anderen Hochsensiblen in meinem direkten Umfeld (wobei mein direktes Umfeld aus Hochsensiblen besteht), sind bei mir extrem viele, nahezu alle, Ausprägungen vorhanden.
Wie bist du damit umgegangen?
Zuerst gar nicht, weil ich dachte, dass ich schwach einfach bin, ich hielt mich für ein Weichei. Das hatte auch damit zu tun, dass zu meiner Lehrzeit hoch im Trend war, einfach durchzubeissen, alles für die Firma zu tun und sich selbst zu ignorieren, denn man sollte ja froh sein, dass man gut genug ist. Damals wurden wir auch so gecoacht für die Bewerbungen bei Lehrfirmen. Mein Chef in der Lehre war ein wirklich unsensibler Mensch, der nur Geld im Kopf hatte und uns täglich klarmachte, dass wir alle unbrauchbar und dumm sind. Anstatt zu merken, dass ich Konzentrationsprobleme habe und ich schnell überreizt bin, erklärte er mir, ich solle mich nicht vegan ernähren, weil ich seiner Meinung nach wegen Fleisch- und Milchmangel zu viele Fehler mache. Ich habe dadurch oft an mir gezweifelt und mich so noch weiter von mir entfernt, anstatt zu merken, was ich brauche. Dann später machte ich Therapie, verschiedene Coachings und unablässiges, tägliches Praktizieren der Methoden, die ich gelernt habe. Es ging lange und ich dachte mehrmals «Das halte ich nicht bis zum Ende durch, ich explodiere gleich». Aber nach insgesamt vier Jahren an mir arbeiten, bin ich immer mehr wieder intakt.
In den letzten 1,5 Jahre mit Herr Fischer habe ich definitiv am meisten erreicht, weil ich ihm komplett vertrauen und mich auf das Coaching einlassen konnte. So habe ich alles ausprobiert, auch wenn ich den Sinn noch nicht erkannte. Dieses Vertrauen hat bewirkt, dass ich wirklich grosse Schritte machen konnte.
Wie beeinflusst die Hochsensibilität dich heute im Alltag?
Ich muss rechtzeitig meine Grenzen erkennen und entsprechend handeln. Wenn ich z.B. in einem vollen Zug und anschliessend in einem vollen Laden war, und dann beim rausgehen mich über jeden aufrege, der zwischen mir und der Tür ist, dann habe ich nicht mehr viel Kapazität. Also gehe ich bei der nächsten Gelegenheit für ein paar Minuten an einen Ort mit viel Platz und höre Musik. Ich muss mir Zeit für solche Massnahmen nehmen, denn sie helfen generell dabei, eine höhere Toleranz zu entwickeln. Ich habe immer weniger Momente, in denen ich überfordert bin.
Welche Tipps haben dir geholfen?
Da ich in verschieden Bereichen Therapien/Coachings gemacht habe, spielt alles zusammen. Spezifisch für die Hochsensibilität waren aber alle Tipps zum Thema Abgrenzung und der, täglich in der Natur alleine spazieren zu gehen, sicherlich sehr wichtig.
Kennst du bereits die 15 besten Tipps für Hochsensible? Falls nicht, legen wir dir diesen Artikel ans Herz. Sicherlich findest du darin einen oder mehrere Tipps, die du noch nicht kanntest und für dich gut passen:
Welchen Rat würdest du anderen HSP geben?
Nehmt Hilfe an, macht Coachings und/oder Therapie und lasst euch auch auf Sachen ein, die euch unlogisch vorkommen. Einfach mal ausprobieren.
Kommuniziert eurem Umfeld, wie ihr die Welt wahrnehmt, denn sie können es sich vielleicht nichtmal vorstellen. Gebt ihnen die Chance, euch zu entlasten, denn für sie ist es vielleicht nur eine Kleinigkeit, für euch die Situation angenehmer zu machen. Und ganz wichtig: gebt nicht auf, auch wenn es unmöglich scheint. Bis man sich umgewöhnt hat und die Techniken nachhaltig greifen können, braucht es Zeit und Geduld mit sich selbst. Solange sollte man jeden kleinen Erfolg anerkennen, denn sie sind der Anfang eines erfüllteren Lebens.
In welchen Situationen ist deine Hochsensibilität von Nutzen für dich?
Wenn ich Menschen oder Situationen einschätzen muss, Dinge suche oder beim Auftanken in der Natur/beim Musikhören
Vielen Dank, liebe Rahel, für deinen Einblick in dein Leben und deine Vergangenheit. Schön dass wir daran teilhaben durften.
Mein Name ist Anna Morf. Ich bin Coach (mit diversen Coaching-Ausbildungen), dipl. Gesprächstherapeutin nach INVALUATION, Yogalehrerin & Meditationsausbildnerin, in einer glücklichen Partnerschaft seit 13 Jahren - und erfolgreiche Unternehmerin.
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Kundenmeinungen
Renée W.
"Irgendwann merkte ich, dass ich zu den Hochsensiblen gehörte. Anfangs irritierte mich das, doch seit ich weiss, was dies bedeutet, gibt es keine Irritationen hierzu mehr. Das Online Basis Tool erinnert einen immer wieder daran, dass man seine Stärken auch nutzen kann und wie man diese einsetzen kann. Die einzelnen Lektionen sind super gut aufgebaut, und all die Tips lassen sich super leicht in den Alltag integrieren. Auch wenn man den einen oder anderen Tip bereits kennt, die einzelnen Lektionen durchzumachen und sich die Tips wieder mehr zu verinnerlichen, hilft ungemein."
Monika S.
"Der HSP-Basis-Kurs war sehr entspannend und einfühlsam und hat mir geholfen, mich ein bisschen besser kennenzulernen. Die Tipps waren sehr hilfreich und ich werde auf diesem Weg weitergehen. Danke für Deine Unterstützung, Anna!"
Eine weitere zufriedene Kundin meint:
„Danke für diese tolle Gelegenheit, mich besser kennenzulernen und die grossartige Möglichkeit, sich dabei auszutauschen. Endlich das Gefühl loszuwerden, dass etwas nicht stimmt.“